Deutsche Wochenschau 1958:
„Von New York aus trat Schütze Elvis Presley, genannt „Der Zitteraal“, seine Reise nach Deutschland an. Zwar nicht als Rock-‚n‘-Roll-Sänger, sondern als einfacher Soldat. Aber allen Gewalten zum Trotz: Europa erwartet ihn.“Die Deutsche Wochenschau, Radio und Zeitungen hatten es angekündigt. Nach über einer Woche auf See dockte der amerikanische Truppentransporter „USS Randall“ am 1. Oktober 1958 gegen 9 Uhr früh in Bremerhaven an. Pressefotografen, Reporter und Hunderte von jugendlichen Fans warteten auf den Mann mit dem unnachahmlichen Hüftschwung.
„Was hältst du denn von Elvis und weshalb interessierst du dich für Elvis.“- „Weil Elvis mich so begeistert, so ‚ne tolle Stimme und so. Ich find den einfach prima.“ – „Der wird ja hier nicht rankommen“ – „Aber sehen“ – „Das wird auch schwierig“ – „Ach wenn ich nur den linken Arm von ihm sehe, bin ich auch schon froh.“
Mit seinen über 1000 G.I.-Kumpanen stiefelte der 23-jährige King of Rock ‚n‘ Roll die Gangway herunter. Und zahlreiche Schaulustige hatten es trotz der Absperrungen ganz in die Nähe ihres Idols gebracht.
Elvis Presley am Kai in Bremerhaven:
„Hallo Elvis!“- „Hello, having to be here, I'm very happy to be here, thank you Sir!“ – „Elvis, Elvis“
Radio-Kommentator
„Elvis Presley, das Idol ungezählter Jugendlicher. In Bremerhaven ging er an Land, einen Seesack auf der Schulter, ein Soldat wie jeder andere auch.“
Elvis Presley:
„Ich freue mich wirklich hier zu sein, aber mit einem so großartigen Empfang hätte ich nicht gerechnet. Ich wollte immer schon nach Europa reisen und ich bin sicher, dass ich hier viele nette Leute kennen lernen werde. Thank you very much .“
Noch freundlich lächelnd mit einer Hand den Seesack haltend, mit der anderen ein paar Autogramme unterschreibend, war der Spuk nach gut einer Stunde vorbei. Die G.I.s hatten es eilig. Mit dem Militärzug ging es Richtung Süddeutschland zu den US-Kasernen. In den „Ray-Barracks“ der 3. Panzerdivision im hessischen Friedberg sollte G.I. Elvis Aaron Presley die nächsten zwei Jahre seinen Militärdienst ableisten. Auf seine Musik mussten die Fans weltweit trotzdem nicht verzichten.
Sein Manager „Colonel“ Tom Parker dirigierte aus den USA geschickt den Karriereverlauf. Alle paar Monate erschien eine neue Single in den Charts. Diese Stücke waren vor Presleys Militärzeit entstanden. Doch die Cover waren aktuell. Auf „A Big Hunk O'Love“ posiert der Star in Uniform vor einem alten deutschen Stadttor.
Für die deutschen Fans sorgte die Boulevardpresse. Obwohl kaum Kontakt zur Bevölkerung bestand, wurde jeder Schritt außerhalb der Kaserne registriert, jeder Friseurbesuch von Fanclubs notiert, aus jedem Gespräch mit einem hübschen Fräulein wurde eine Affäre und selbst der „Spiegel“ wusste über scheinbar wichtige Nichtigkeiten zu berichten:
„Elvis Presley, genannt „das Becken“, zur Zeit Unteroffizier in der amerikanischen Armee, bemühte sich in Begleitung zweier Leibwächter vergeblich um Einlass in die Spielbank Bad Wiessee. Der Kasinobesuch scheiterte an Garderobenschwierigkeiten: Auch mit einer Leihkrawatte konnte er nicht spielbankgemäß ausstaffiert werden, da er einen Rollkragenpullover trug.“
Und wer einmal das Glück hatte, Elvis vor das Mikro zu bekommen, beschränkte sich auf das Wesentliche:
„Elvis, was ist eigentlich Ihre Lieblingsmusik?“
„Naturally my best is Rock ‚n‘ roll.“
Doch ganz ohne Starallüren kam auch der „einfache Soldat“ Elvis Presley nicht aus. Nur eine knappe Woche nach seiner Ankunft ließ er seine Familie nachreisen. Und statt auf der Kasernenpritsche nächtigte der King fortan in einer Villa, die er mit Leibwächtern, seinem Vater und seiner Großmutter bezogen hatte. Für Grandmas Kochkünste durfte er der Kasernenkantine fernbleiben. Ein fast normales Starleben, so dass sich die deutschen Fans wunderten, warum er nicht auftrat.
„Ich bin von der Armee als Soldat hierhin geschickt worden, und es wäre nicht fair meinen Kameraden gegenüber, wenn ich herumreisen und Konzerte geben würde. Ich bin natürlich traurig, aber ich hoffe nach meiner Dienstzeit in acht oder neun Monaten zurückzukommen und Konzerte zu geben.“
Doch statt in der Bundesrepublik aufzutreten, vertonte Elvis in seinem 1960 gedrehten Spielfilm „G.I. Blues“ lediglich ein Stück altes deutsches Liedgut.
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