Elvis Presley (1935-1977), genannt „The King of Rock`n Roll”, war als ein früher Rockmusiker stilbildend und galt im allgemeinen Sinne Ende der 1950er Jahre als ein führendes Jugendidol. Aus einfachen Verhältnissen im US-Bundesstaat Mississippi stammend, arbeitete er seit 1953 an einer steilen Musikerkarriere und machte alsbald Furore. Ungeachtet seiner mittlerweile erlangten Prominenz im Showbusiness, stellte er sich der damals in den USA noch vorgeschriebenen Wehrpflicht, wurde im Januar 1957 gemustert und im März 1958 zur US Army eingezogen. Nach einer Grundausbildung in einem Panzerbataillon in Texas wurde der wohl bekannteste Rekrut der amerikanischen Streitkräfte, der gegenüber seinen Kameraden jegliche Vorzugsbehandlung abgelehnt hatte, am 22. September 1958 auf den Truppentransporter GENERAL RANDALL eingeschifft. Am 1. Oktober war die Ankunft in Bremerhaven. Die Medien sowie einige hundert enthusiastische, vor allem weibliche Fans bereiteten dem Rockstar in Uniform einen entsprechenden Empfang. Mit dem Zug ging es aber gleich weiter in die Stammgarnison nach Friedberg in Hessen, wo Elvis als Jeepfahrer eines Spähtrupps seine restliche Dienstzeit verbrachte, in der er es bis zum Sergeanten brachte. Im März 1960 war diese Phase abgelaufen, Presley flog zurück in die USA und wurde regulär aus der Armee entlassen. Seine weitere Musikerkarriere bis zu seinem frühen Tod war von Erfolgen im Showgeschäft, aber auch Tragödien im persönlichen Bereich gekennzeichnet.


Auch Bremerhaven gedenkt dem Rockidol. Die Elvis-Bronze-Tafel befindet sich in den Überseehäfen an der Kaje vor dem Kreuzfahrt-Terminal Bremerhaven bei Meter 700. Die Gedenktafel ist nicht frei zugänglich. Sie kann aber, bei freier Sicht, per Fernrohr von der Besuchergalerie des Kreuzfahrt-Terminals gesehen werden.

Jan Schmietwech: Hafengeschichten

 

Elvis in Bremerhaven:

 

Es war der 1. Oktober 1958 als Elvis Presley deutschen Boden betrat.

 

Der Truppentransporter „General G.M. Randall“ hatte an der Columbuskaje in Bremerhaven festgemacht und neue US-Truppen an Land gesetzt.

 

Als der wehrpflichtige King Elvis in Uniform mit seinem geschulterten Seesack die Gangway hinabschritt, wurde er nicht nur von hunderten jubelnder Fans, sondern auch vom Duft unseres Fischereihafens empfangen. Ich sah deutlich, wie er kurz seine Nase rümpfte.

 

Als auch noch das Geschrei der Möwen die immer wieder aufbrandenden „Elvis“-Rufe übertönte, schien er einen Augenblick lang milde zu lächeln.

 

Er hielt sich nur knapp zwei Stunden in Bremerhaven auf, aber diese zwei Stunden werden die Stadt und ich nie vergessen.

 

Wieso dieser Schmietwech wieder – werden meine Kritiker einwerfen. Natürlich weil ich hautnah dabeigewesen bin. Der alte Zausel spinnt wieder!

Ich höre es wohl. Aber es stimmt.

 

Ich war damals nämlich als Zivilangestellter bei der US- Army beschäftigt. Denn nicht nur die Truppentransporter, sondern auch der ganze Nachschub per Schiff kam über Bremerhaven nach Deutschland. Ich gehörte zu der Einheit, die sich um die ankommenden Truppen und deren Weitertransport zu kümmern hatte. Bevor Elvis mit dem Zug zu seiner Einheit dem 1. Bataillon der Dritten Panzerdivision nach Friedberg in Hessen fuhr, hatte ich „Eine heimliche Begegnung der Dritten Art“.

 

Elvis, der bis auf einige Lächler, das Winken in Kameras und wenige Autogramme für Bremerhaven und seine Fans keine Zeit hatte, stand in meiner Nähe am Zug, als das Unfaßliche geschah. Ein Rüde mittlerer Bauart fand Elvis linkes Bein wohl irgendwie anziehend und hob sein eigenes. Ich, der alles genau beobachtet hatte, schob den King in letzter Sekunde mit aller Kraft zur Seite. Der Hundestrahl verfehlte Elvis und traf statt dessen mich. Kameraden von Elvis, die meine Aktion auf ihren berühmten Landsmann beobachtet hatten, attackierten mich vehement, da sie wohl an ein Attentat auf den großen Meister des Rock´n´Roll glaubten. Schon hatten sie mich in der Mangel, aber glücklicherweise konnte ich sie dank meines leidlichen Englisch davon überzeugen, daß ich ein Freund war. Spätestens als die US-Soldaten meine nasse, stinkende Hose wahrnahmen. Elvis war gerührt. Er fragte nach meinem Namen und stieg winkend in den Zug.

 

Wenige Tage später – Elvis hatte zwischenzeitlich die Ray Barracks in Friedberg erreicht – erhielt ich die Nachricht, ob ich nicht Lust hätte als einer von Elvis´ Leibwächtern zu arbeiten. Trotz meines hohen Alters – was man mir natürlich nicht ansah – sagte ich zu. Ich wurde von meiner Einheit in Bremerhaven freigestellt und fuhr nach Bad Nauheim, wo Elvis im Hilpert´s Park Hotel abgestiegen war. Wie alle Soldaten, die Angehörige in der Nähe des Standortes hatten, konnten sie auch außerhalb der Kaserne wohnen. Und in dem Hotel in Bad Nauheim waren bereits Elvis´ Vater Vernon, seine Großmutter und seine beiden Leibwächter – also meine Kollegen – Lamar Fike und Red West eingezogen.

 

Später erfolgte ein Umzug in das Hotel Grunewald unweit der Ray Barracks. Und schließlich mietete er ein ganzes Haus für sich und seine Begleiter.

 

Gerüchte, daß ich der Grund für die Umzüge war, entsprechen nicht der Wahrheit.

 

Auch das ich mit Papa Vernon oft Streit hatte, entbehren jeder Grundlage. Mit Elvis´ Großmutter gab es in den ganzen Monaten nur einmal Ärger, als ich beim Bügeln – gut, ja, ich habe des öfteren für Elvis gebügelt – eine seiner Lieblingshosen verbrannt hatte. Ich hatte so wenig zu tun, daß ich sogar Arbeiten verrichtete, die nicht zu meinem Aufgabengebiet gehörten. Auch saß ich oft mit Oma Presley zusammen und stopfte die Strümpfe des King – als ehemaliger Seemann kein Problem. Sie erzählte von ihrer Jugend, von ihrem Enkel und von Memphis, und ich gab meine Hafengeschichten zu Gehör. Denn die eigentlichen Leibwächtertätigkeiten nahmen Lamar und Red wahr, die mit den zahlreichen weiblichen Fans gut umzugehen verstanden. Elvis traf während seiner Militärzeit in Deutschland auch berühmte und schöne Frauen wie Vera Tschechowa und die Kessler-Zwillinge, an die ich mich noch gut erinnern kann. Eine willkommene Abwechslung waren die Urlaubsreisen meines Chefs nach München und besonders nach Paris.

 

Vielleicht spürte Elvis meine Langeweile, und er kaufte sich einen Pudel mit dem Namen „Cherry von der Mainkur“. Ich, der Pferde eigentlich lieber mochte, wie ihr alle wißt, hatte nun die Aufgabe diesen kleinen Pudel zu betreuen. Der King spielte gerne mit dem kleinen Hund. Als Cherry aber einmal das Bein gegen ihn hob, gab Elvis den Hund vor Schreck wieder weg. Nur etwas über 2 Monate war ich als Hundebetreuer im Einsatz, und das Gefühl der Nutzlosigkeit nahm mich wieder gefangen.

Im Text heißt es u.a.:

Treat me nice

treat me good

treat me like you really should

´cause I´m not made of wood

and I don´t have a wooden heart“


Ursprünglich hieß es aber so:

Treat me nice

treat me good

treat me like you really should

Skidwick, I´m not made of wood

and I don´t have a wooden heart”

Mit Skidwick bin natürlich ich gemeint. Schmietwech konnte er einfach nicht richtig aussprechen. Aber meistens nannte er mich Klaus, weil ich ihn an einen Mops namens Klaus aus Memphis erinnerte, mit dem er oft „Hol Stöckchen“ gespielt hatte, wie er mir einmal sagte. Ein Kompliment? Ja, ja, lacht man! Immerhin war ich und nicht Ihr bei King Elvis als Faktotum im Einsatz.

 

Mit dem Lied wollte er sich bei mir entschuldigen, daß er mir Cherry genommen hatte. Sein Management hielt dies alles für sentimentalen Quatsch und änderte den Text.

 

Ich könnte nun angeben und Euch erzählen, daß der Ursprungstext:

 

„Klaus, I´m not made of wood“ hieß, und das aus Klaus ´cause wurde, weil es sich besser anhört, aber lügen werde ich nicht. Das werdet Ihr bei mir nie erleben.

 

Als Elvis seinen Wehrdienst absolviert hatte und am 2.3.1960 in der Rhein-Main-Air Base ein Flugzeug bestieg, endete meine Dienstzeit bei Elvis Presley. Ich sah ihn, Papa Vernon und die Oma nie wieder.

 

So entstand der Elvis-Hit Wooden Heart, und ich überstand die arbeitsärmsten Monate meines Lebens. Unabhängig davon, daß ich dem größten Rock´n´Roller einige Zeit als Faktotum dienen durfte.

 

Eine Geschichte von Claus Kurt Ilge

Oder so ähnlich.

 

Nicht wahr?

Aber etwas außergewöhnliches habe ich nun doch noch erlebt.


Elvis probierte – neben seinen militärischen Aufgaben – ständig neue Songs aus. Als ich eines Abends – für einen Norddeutschen in Hessen sicherlich ungewöhnlich – „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus“ beim Kartoffelschälen, als meine einzig wirklich sinnvolle Tätigkeit, trällerte, man möge mir diesen Ausdruck verzeihen, denn ich kenne die Wirkung meiner Gesangsstimme auf andere, kam Elvis in die Küche, der mit mir oft hier saß und schon eine gewisse Meisterschaft im Schälen von Kartoffeln erreicht hatte – aber nach Hessen importierten Grünkohl hat er nie probiert, obwohl ich ihm in höchsten Tönen davon vorschwärmte, und begeisterte sich sogleich an diesem Lied und ließ daraus sein bekanntes „Wooden Heart“ komponieren.

Eine Geschichte von Claus Kurt Ilge
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