Erinnerungen an Hawaii - von Charlie Hodge
„Ich hatte die Song-liste zusammengestellt und Elvis hatte sie selbstverständlich abgesegnet.
Wir machten die erste Show, die eine Art Durchlauf für das eigentliche Konzert sein sollte. Doch einige Minuten vor dem Intro kam einer der Jungs vom Tv-team auf mich zu und meinte, daß der Regisseur mich sprechen wolle. Als ich zu ihm kam, stand er mit Elvis zusammen. Dann hieß es: „Charlie, ich brauch noch drei Songs!“ Ich hatte den Ablauf schon festgelegt, wissen sie, es würde also alles durcheinander geraten.
Hier unterscheidet sich die Schilderung stark von Pasetti´s Version
„Meine Güte“ sagte ich, „wo soll ich die hintun?“ und Elvis meinte nur: „Wo du willst.“
Da waren wir nun soweit, die ganze Welt mit einem Konzert zu überrollen, und nun sollte ich noch drei Songs einbauen. Und der Boß überließ mir die Qual der Wahl! Nun, ich suchte drei Stücke heraus, lief auf die Bühne, schnappte mir meine Gitarre - und schon spielten wir das Intro. Sekunden später waren wir weltweit zu sehen.
Genaugenommen sind wir zwei Nächte lang in Hawaii aufgetreten. Die erste Nacht war ursprünglich als Generalprobe gedacht gewesen, aber für uns auf der Bühne war es mehr ein Scharren in den Startlöchern - denn da draußen warteten 18.ooo Leute. In der zweiten Nacht, als wir fertig waren, ging ich auf mein Zimmer um auszuspannen. Ich saß einfach nur auf dem Boden und sah auf den Ozean hinaus ... und dann klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab, Elvis war dran. Er fragte:“ Charlie, wo sind sie denn alle?“ Ich antwortete: „ Nun, ich glaube die sind unterwegs und feiern.“ „Was machst du?“ fragte er und ich sagte:“ ich sitze hier, seh´ mir das Meer an und begreife langsam, was wir da gemacht haben. Wir haben gerade vor der ganzen Welt gespielt.“ „Charlie...“ „Ja?“ „Ist es nicht erstaunlich, was ein Junge aus Mississippi und ein anderer Junge aus Alabama ... schau nur, was wir gemacht haben!“ Er sagte nicht ´Schau was ich getan habe´; er sagte wirklich ´..was wir gemacht haben´. Und ich denke, das war für mich selbst einer der persönlichsten Momente. Ich fühlte mich ihm so nahe, als er das sagte ..
Der 14. Januar 1973 ging in die Musik- und Fernsehgeschichte ein. An jenem Tag tritt in der Honolulu International Center Arena Elvis Presley auf. Kameras filmen den Auftritt des King Of Rock'n'Roll. Via Satellit wird das Konzert in alle Welt übertragen. Insgesamt 1,3 Milliarden Menschen sitzen weltweit vor den Fernsehgeräten, mehr als doppelt so viele wie bei der Mondlandung vier Jahre zuvor. Die DVD "Elvis, Aloha From Hawaii" hält das Ereignis in Bild und Ton fest
Es ist eigenwilliges Zeitdokument, dieses Konzert der Superlative. Trotz der beispiellosen Stellung, die dieser Auftritt bis heute einnimmt und dem ganzen Glamour, mit dem Elvis hier in Szene gesetzt wird, ist "Aloha From Hawaii" von einem melancholischen Grundton getragen, der das tragische Ende des Kings bereits erahnen lässt. Es ist kein großer Auftritt, den die Fernsehkameras hier einfingen, so viel ist schnell klar.
Nur - die Jungs in der Band wußten nichts von den Änderungen. Also bat ich sie, auf mich acht zu geben. Bevor Elvis anfing mußte ich mich umdrehen, um James (Burton) und Joe (Guercio) die Songs anzusagen.
James spielte wie immer die ersten Noten, bevor das Orchester darauf einstieg.
Für beide Shows trug Elvis sein extra angefertigtes Kostüm, daß eigens für das Special entworfen worden war. Am Ende der Show warf Elvis sowohl das Cape als auch seinen Gürtel in´s kreischende Publikum - was in der ersten Reihe eine wahre Hysterie bei den Mädchen auslöste. Diese Aktion kam für alle überraschend - sowohl für die Band als auch für´s Publikum. So wie wir es geplant hatten. Backstage, noch vor dem Konzert, kam Elvis zu mir und meinte: „ Sag´ es keinem, aber wenn du mir am Ende das Cape umhängst, leg´ es nur in die Schlaufen - ich werd´s in die Menge werfen.“
Es war ein Concert der Superlative, ein Benefizkonzert ,es wurden sogar teilweise Karten gegn Lebensmittel getauscht,in einem Fall war es eine Frau die gesagt bekommen hat sie solle das geben was sie hat und so bekam sie die Karte geschenkt !!!
Es sind insgesammt 75.000 $ von erwarteten 25.000 $ an Einnahmen für Wohltätige Zwecke eingespielt worden.
Es gab 3 Konzerte , somit konnten viele diese Konzerte besuchen.
Auf der ganzen Welt haben mehr Menschen das "Aloha From Hawaii"-Konzert mitverfolgt als vier Jahre zuvor die erste Mondlandung.
Der Langzeit-Hawaii-Reporter E. Sherman erinnerte sich, daß Elvis 62.000,- Dollar für das Pearl Harbour Memorial gespendet hatte. Er informierte Parker über einen hawaiianischen Krebs-forschungs-fond, der sich unter dem Namen eines prominenten Opfers etabliert hatte, den Kui Lee Cancer found. Der Namensgeber war K.Lee gewesen, der hawaiianische Sänger und Komponist von „I´ll remember you“, einem Song, den Elvis des öfteren zum Besten gab.Wenige Tage später wurde Sherman zu einem Gespräch eingeladen, bei dem er einige verblüffende Neuigkeiten zu hören bekam, wie er in seiner Kolummne berichtete. „Die beiden hatten sich spontan dazu entschlossen, alle Einnahmen der Show (inkl. der Programme, Poster und den Einnahmen der Generalprobe) dem Fond zu Verfügung zu stellen.“
Für eine magische Woche lang war dieser friedliche Ort Gaststätte für einen unerreichten Höhepunkt in den Annalen des Showbiz. Elvis war des Öfteren hiergewesen - einerseits, um zu drehen, andererseits um Konzerte zu geben. Aber diesmal war es etwas vollkommen Anderes.
1 Milliarde Menschen auf dem ganzen Globus würde ihr Tv-gerät einschalten, wenn er sein Livekonzert im Honolulu Convention center geben würde. Und der Druck, der auf ihm lastete, war dementsprechend groß.
Unnötig zu sagen, daß diese Nacht ein Triumph werden würde.
Es gab keine Freikarten. Elvis und Parker spendeten je 1.000,- Dollar, RCA zog natürlich mit.
Keine Ausgabe wurde gescheut - es gab sogar spezielle Photo-tickets, die sofort zu begehrten Sammelobjekten wurden.Eine Frau mit 4 Kindern hatte nur 3 Dollar 75, wollte aber 5 Karten - sie bekam sie. Ein Jugendlicher hatte nur 80 Cent zu Verfügung - und bekam seine Karte. Und ein Mädchen mit nur 1 Dollar 95 fragte nach zwei Karten - selbstverständlich!
Mit „Aloha from Hawaii via Satellite“ steuerte der Junge aus Memphis einen Satelliten. Das Tv brachte ihn zu seinen Fans in den 50ern, stellte die Weichen für seine Rückkehr im 68er Jahr und `73 bestätigte es ihm die Größe einer kulturellen Ikone, gleichgestellt mit allen anderen.
Die Satellitentechnik nutzend, die sonst nur den politischen und finanziellen Zwecken offenstand, beamte Elvis sich zu geschätzten einenhalb Milliarden Fans, die kreischend und schreiend in ihren Wohnzimmern tanzten.
Honolulu war ausgesucht worden, weil die Zeitzone dort es möglich machte, Asien, Afrika und Australien zu erreichen und weil das Signal einfach über den Nordpol gesendet werden konnte.
Der tiefere Sinn jedoch wurde in den Bildern sichtbar, die Elvis mit einem Kranz aus Orchideenblüten um den Hals zeigten; die Eingeborenen in ihren Baströcken und den herrlichen Pazifik im Hintergrund .. Erfolg und traumhafte Zufriedenheit. Amerika war und ist ein Land ohne Burgen oder historischen Ruinen - und kein Ort innerhalb der Grenzen konnte geeigneter sein, um die natürliche Magie des King einzufangen.
Doch was alles notwendig war, um diese Show der Superlative zu ermöglichen, kann nur ein Blick hinter die Kulissen deutlich machen. Und deshalb wieder zurück zum Frühsommer ´72, wo die Story ihren Anfang nahm.
April 1972, Memphis/Tennessee:
Auf die Idee zu diesem Großereignis waren Elvis und Parker in den letzten Monaten gekommen. In der ersten Pressekonferenz, die dazu diente, die Sache zu promoten, erklärte Presley:
„Ich habe mir das immer gewünscht, und ich bin glücklich, daß es nun bald wahr werden wird. Für mich ist es etwas Besonderes, dieses Konzert geben zu dürfen. Ich werde mein Bestes tun, um alle an diesem Abend glücklich zu machen.“ Und wirklich, der King bereitete sich gewissenhaft und gründlich darauf vor. Zum Weihnachtsfest flog er inmitten einer Tournee zurück nach Memphis, um das Fest zu Hause zu feiern und um proben zu können.
Die Pressekonferenzen fanden einen Tag nach der ´72er-show statt - eine im Hilton von Honolulu und eine zweite im Hilton von Vegas. „Leute, holt euch einen Stuhl und setzt euch“, meinte Parker. „oder ihr zahlt 5 Dollar für jeden Stehplatz.“ Das saß. Zusammen mit Elvis erschien nun RCA-boss R. Laginestra, der erklärte, daß es 2 Länder gäbe, die die Übertragung strikt ablehnen würden; es waren - wer auch sonst - China und die UdSSR.
Elvis beantwortete in seiner für den Umgang mit der Presse lakonischen Art eine Menge Fragen. Er schaffte es auch wieder einmal, zu zeigen, wer ihm tatsächlich wichtig war: knapp 20 Minuten lang beantwortete er die Fragen der Reporter, dann schrieb er gut 30 Minuten Autogramme für wartende Fans. Inzwischen kursierten Gerüchte, dass er sich nach der Show, dem Höhepunkt seiner Karierre, ins Privatleben zurückziehen würde.
„Es ist nur ein Gerücht“ korrigierte er: „Nach der Show gehe ich nach Las Vegas!“ Was sei für seinen 17 Jahre andauernden Erfolg verantwortlich? „A lot of praying.“ … (also eine Menge Gebete).
Die letzte November-woche war geprägt von zahlreichen Pressemeldungen, die sich größtenteils wiederholten.
Im Dezember sickerten dann weitere Informationen durch. Ein paar Insider in der Elvis-welt konnten bereits über das Coverdesign berichten - die Aussenhülle war im Dezember fertig gedruckt.
Am 13.Dezember verkündete Kathy Titchen im Honolulu Star-bulletin unter der Überschrift
Presley benefit ticket plan ready auch endlich, wie die Karten des Konzertes zur Verteilung gelangen würden.
„Das H.I.C. Büro nimmt ab sofort Schecks im Postweg für die 7000 zur Verfügung stehenden Plätze entgegen.
Die Schecks müssen für den Kui Lee cancer fund ausgestellt sein; die Betragshöhe ist dem Spender überlassen.
Die Karten werden nach Eingang des Poststempels verschickt, unabhängig von der Höhe des Schecks. Aber die
200 großzügigsten Spender werden in einem speziellen Abschnitt, den Matt Esposito den „goldenen Kreis“ nennt, zusammensitzen. (..)
Er wusste den genauen Grund nicht, warum RCA das Konzert so angesetzt hatten, dass vor allem Japan und der Ferne Osten in Bezug auf die Beginnzeit bevorzugt waren.“
Esposito konnte den Grund auch gar nicht wissen - damals war es wohl nur wenigen Leuten klar, warum diese Show perfekt für Japan abgestimmt war. Seit Elvis´ Bühnencomeback vor 3 Jahren hatten sich 2 Länder herauskristallisiert, in denen die Fans besonders Elvis-hungrig waren: England und Japan. Es sind zwar nur reine Spekulationen, dass Parker geplant hatte, Elvis (irgendwann einmal) in London, Frankreich, Deutschland und Italien auftreten zu lassen; aber was viel unwahrscheinlicher schien war die Möglichkeit, jemals den fernen Osten zu bereisen. Also musste eine Tv-show her, live übertragen, die nächstbeste Sache nach einem tatsächlichen Auftritt.
Schließlich wurde es ernst: morgens am 7. Januar 1973 begann der Kartenverkauf für Aloha from Hawaii . Wayne Harada berichtete im Sunday Star & bulletin Advertiser : „Col.Parker sagte gestern, dass die Kartenverkäufe nur noch gegen Spenden erfolgen. Er sagte:“Könnte man es noch eine Spende nennen, wenn man ein Minimum festsetzt? Manche unserer Fans können sich kein Minimum leisten. (..) Und das ist der Punkt der uns wichtig ist:
die Leute, die Interesse haben, den Kui Lee-krebsfond zu unterstützen, sollen aus eigener Überzeugung ein Minimum bezahlen. Wenn ein Fan nur ein oder zwei Dollar geben kann, na und?! Wir werden ihn deshalb nicht abweisen!“ Die Kartenschalter werden von 8h morgens bis 5h nachmittags offen sein. Sollte eine große Nachfrage nach den Karten für die Tv-show bestehen, (..) so wird auch Presley´s Generalprobe für die Öffentlichkeit auf Spendenbasis zugänglich sein.“
Am 8. Januar (!) berichteten die Zeitungen in Hawaii bereits, dass am Vortag nur noch 100 Karten übrig geblieben waren und nun auch Karten für die Generalprobe ausgegeben würden. Einen Tag später war es soweit: von Los Angeles kommend traf Elvis um 4h Nachmittag am Honolulu International Airport ein. Er nahm einen Helikopter zum Hawaiian Village Hilton Hotel, wo seine Ankunft gefilmt wurde.
Laurel Murphy berichtete darüber am 10. Januar: „Eine sanfte Brise strich über das Wasser und etwa eintausend Fans drängten sich gegen die Absperrungen des Hilton, um den großen Augenblick zu erwarten. (..) „Ich küsste ihn zweimal in Vegas“, seufzte Barbara Zuppardo,23, in ihrem Bikini